Augengrauen

Irisimplantate und Hornhaut-Tätowierung versprechen Augenfarben nach Wunsch. Ein blauäugiger Trend?

Ein Schnitt in die Hornhaut der Vorderkammer, vor der Regenbogenhaut und schon wird ein kleines, farbiges Silikon-Scheibchen eingeschoben. Schwupp, Haselnuss ist nun Blue Steel.

Klingt easy und macht anscheinend fröhlich; jedenfalls wenn man (angeblich) ehemaligen Patienten glaubt, die auf Youtube darüber berichten und wie Zoolander in die Kamera strahlen.
Mit Irisimplantaten oder Hornhaut-Tätowierungen die Augenfarbe auf Dauer zu verändern, visieren immer mehr Menschen an.
Das US-Unternehmen „Brigth Ocular“ gilt hierfür als eine Art Marktführer. Gut 500 Kunden ließen sich 2016 von dem Unternehmen behandeln. 20 Minuten OP, Heilungsprozess zwei Tage bis eine Woche – laut „Bright Ocular“. Augenscheinlich sieht es anders aus: „Dieser Eingriff ist sehr gefährlich, die Hornhaut wird in jedem Fall durch den Fremdkörper verletzt“, so Prof. Dr. Martin Spitzer, Direktor der Augenklinik im Universitätskrankenhaus Eppendorf (UKE) in Hamburg, „auch der Augendruck verändert sich und die Wahrscheinlichkeit, grünen Star zu bekommen, ist hoch. Eine Erblindung ist ebenfalls gut möglich.“ Das Implantat lasse sich zwar entfernen, aber kaum ohne bleibende Schäden. Da der Eingriff in den meisten Ländern, USA und Deutschland inklusive, verboten ist, reist man, vorzugsweise mit rosaroter Brille, z.B. nach Panama, Tunesien oder Jordanien.
Mindestens 8000 Dollar im Gepäck – Nachbehandlungen nicht inbegriffen. Die müssen dann Experten wie Prof. Spritzer erledigen, der bereits Patienten nach solchen Transplantations-Trips versorgt hat.
Düstere Aussichten. „Es gibt keine Langzeitstudien und überhaupt keine verlässlichen, medizinischen Daten“, so der Spezialist. Und: „Es existiert keine ungefährliche Variante, die Farbe dauerhaft zu verändern, ich rate jedem davon ab“. Das gelte genauso für Hornhaut-Tätowierungen, ebenfalls bei uns nicht zugelassen. Allein die Vorstellung … Durch einen Laserstrahl wird ein Tunnel im Auge angelegt, in den dann Farbstoff injiziert wird. Ergebnis: oft unnatürlich, das Auge kann sich stark entzünden, der Druck verändert sich maßgeblich und die Anpassung an Licht ist stark beschränkt. Spätestens wenn’s dämmert, sieht man schwarz. Von den medizinischen Nebenwirkungen mal abgesehen: Wer seine Augenfarbe verändert, greift auch in die eigene Identität ein. Eine Iris ist so einzigartig wie ein Fingerabdruck. Ihre Marmorierung, die Tönung und jeder Farbsprenkel sind immer individuell. Sie steht außerdem unter dem Einfluss von Gen Pax6. Ein Gen, das ebenfalls für die Region des Hirns, in dem Verhalten und Lernfähigkeit gesteuert werden, bedeutsam ist.
Eine neue Dimension der Typveränderung. Zumal eine Farbe am häufigsten verlangt wird: Eisgrau.

[Text]
Laura Dunkelmann
Mai 24, 2017
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